Montag, 3. Juli 2023

Gießwagen "Leipzig gießt"

Bauanleitung

1. Vorwort

Die Idee für einen Gießwagen entstand während des Dürresommers 2022 in Gespräche zwischen einer Hortleitung und einem der Initiatoren von „Leipzig gießt“. Während des Sommers litten viele Jungbäume unter Wassermangel.

Der Gießwagen eignet sich zum einfachen Transport von Gießwasser und zum Gießen von Bäumen. Er besteht aus einem Handwagen mit aufgesetztem 100 l-Tank mit Deckel, zwei ¾-Zoll-Ausläufen und kann auf ebenem Gelände auch von Kindern ab 8 Jahren gezogen werden. Zur Lastverteilung und zum Schutz des Wagens vor Feuchtigkeit befindet sich zwischen Wagen und Tank eine mit Teichfolie bespannte Siebdruckplatte, auf welcher eine Bautenschutzmatte liegt, die den Tank gegen Verrutschen sichert. Der Tank wird mit drei und die Auslaufhähne mit zwei Spanngurten am Wagen festgezurrt, um keine Löcher in die Teichfolie bohren zu müssen. Der Wagen wird umlaufend von Stoßdämpfern geschützt und wiegt leer ca. 27 kg. Das Wasser läuft auch ohne Hilfsmittel zügig durch den ¾-Zoll-Auslauf ab – ganz ohne Pumpe.


Die Materialkosten für den Bau belaufen sich auf ca. 300 EUR. Alle zum Bau notwendigen Teile und Werkzeuge lassen sich mit einem Lastenrad oder Fahrradanhänger transportieren. Die Montage dauert ca. acht Stunden.


Um die Kosten zu reduzieren, kann die Hydraulik vereinfacht werden. Dazu auf T-Stück und Hähne verzichten und nur einen Schlauch direkt am Tank verbauen. Das Auslaufen des Wassers wird durch die Aufhängung des Schlauches oberhalb des Tanks verhindert. Ersparnis ca. 30 EUR. Durch den Bau mehrere Wagen sind weitere Kosteneinsparungen möglich.

2. Benötigtes Material

2.1. Chassis

  • Bollerwagen, Chassis, Fa. Kesser, 114 x 52 x 105 cm, 120 EUR
  • Siebdruckplatte, Lastverteilung, 100,6 x 54,4 x 1,2 cm, 23 EUR, Zuschnitt Baumarkt
  • 2x Kanthölzer, Tropfkante, 200 x 3,4 x 1,7 cm, 4 EUR, Baumarkt
  • 50x Senkkopfschrauben 4,0 x 35, gelb
  • Teichfolie, Feuchtigkeitsschutz, 200 x 100 x 0,5 cm, 24 EUR
  • 100 Krampen, 8 mm
  • Bautenschutzmatte, 80 x 60 x 1,2 cm, 10 EUR, Baumarkt
  • 5 Spanngurte, 400 x 2,5 cm, 12 EUR

2.2. Kleinteile zur Verstärkung des Bollerwagens

vorne

  • 2x Karroseriescheibe M10, Lastverteilung
  • 2x Federring M10, Sicherung
  • 2x Mutter M12, einfach, nicht selbstsichernd
  • 1x Karroseriescheibe M12, Lastverteilung Drehteller

hinten

  • 2x Karroseriescheibe M12, Lastverteilung
  • 2x Federring M12, Sicherung
  • Deichsel
  • 2x Karosseriescheibe M8
  • Achsen
  • 8x Karroseriescheibe M16, Verringerung des Spiels der Räder auf Achse
  • Stoßdämpfer
  • 20x Karroseriescheibe M6
  • 20x Senkkopfschrauben 3,5 x 20, gelb

2.3. Hydraulik

2.4. Werkzeug

  • 13er, 17er, 19er Schraubenschlüssel
  • Rohr-/Flachzange
  • Zollstock
  • Winkelmesser
  • Tacker
  • Holzsäge + Führung
  • Akkuschrauber mit Bits
  • Montagezwingen
  • Stufenbohrer, 25 mm
  • 3 mm Holzbohrer
  • Senkkopfbohrer

3. Montage

1. Zunächst ist der Bollerwagen aufzubauen. Die mitgelieferten Gitterseitenteile werden nicht benötigt. Für die Hinterachse das hintere, schwarze U-Profil an der Grundplatte montieren. Dabei die Last mit den Karosseriescheiben M10 verteilen, um ein Quetschen der Profile zu vermeiden und die Verschraubungen mit Federringen und Muttern M10 gegen versehentliches Lösen der Verbindung sichern.

Aufbau: Grundplatte, U-Profil, Karosseriescheibe, Federring, Mutter


2. Für die Vorderachse die beiden schwarzen U-Profile mit Schrauben M8 verschrauben und rückseitig ebenfalls mit Karosseriescheibe, Federring und Mutter M8 befestigen. Damit sich der Schraubenkopf besser im oberen Teil des Profils verkantet, sollten die mitgelieferten, dünnen Karosseriescheiben untergelegt werden.

3. Die beiden verschraubten U-Profile auf den Bolzen am vorderen Ende der Grundplatte setzen, mit der Karosseriescheibe M12 und zwei Muttern kontern. Das Profil muss dabei so fest geschraubt werden, dass es kein Spiel hat, die Lenkung sich aber leicht bewegen kann. Für die Leichtgängigkeit ist ein Tropfen Öl oder Silikonspray hilfreich. Wichtig ist, das Profil mit Kontermuttern zu sichern, da sich die Muttern bei der Benutzung sonst lösen.

4. Nun können die vier Räder auf die Achsen gesteckt werden. Damit sie wenig Spiel haben, zusätzlich je eine M16 Karosseriescheiben vor und hinter das Rad unterlegen bevor die Räder mit Sicherungssplinten gesichert werden. Sicherungssplinte nach dem Einstecken aufbiegen, damit sie nicht herausfallen. Die Reifen sollten einen Druck von ca. 1 bar haben.

5. Deichsel aus Griff und Verlängerung zusammensetzen und mit dem U-Profil verschrauben. Beidseitig Karosseriescheiben M8 unterlegen und die Verschraubung so fest ziehen, dass die Deichsel beweglich bleibt, aber kein Spiel hat.



6. Als nächstes wird die Tropfkante auf der Siebdruckplatte montiert. Die Tropfkante muss an den Stellen, an denen an der Grundplatte Befestigungsösen für die Seitenteile vorhanden sind, ausgespart werden. Daher die Kanthölzern in folgende Stücke sägen:

lange Seiten:

  • 2x 49,4 cm (Mitte)
  • 4x 21,9 cm (Außen)

kurze Seiten

  • 2x 16,3 cm (Mitte
  • 4x 14,2 cm (Außen)

7. Die Kanthölzer stumpf aufeinander stoßen, umlaufend bündig mit Montagezwingen fixieren, alle ca. 5 cm mit 3 mm Bohrer vorbohren, mit Senkkopfbohrer ausbohren, mit den Senkkopfschrauben 4,0x 35 verschrauben. Schrauben müssen bündig mit Siebdruckplatte abschließen und dürfen nicht überstehen. Nicht an Schrauben sparen, da die Tropfkante die Kräfte der Spanngurte aufnehmen muss.

8. Siebdruckplatte mit Kanthölzern auf Teichfolie legen. Teichfolie mit Tacker von innen fixieren. Darauf achten, dass die Folie auf der Vorderseite glatt ist und ausreichend Klammern verwendet werden. Folie an den Ecken sauber umschlagen und mit Klammern fixieren. Darauf achten, dass alle Ecken in gleicherweise und so eingeschlagen werden, dass Wasser ablaufen kann. Überstehende Folienränder innen abschneiden.

9. Den Bollerwagen vorsichtig auf die mit Teichfolie überzogene Siebdruckplatte legen. Darauf achten, dass die Teichfolie beim Auflegen nicht von den Ösen der Grundplatte beschädigt wird. Zwischen Tropfkante und Grundplatte des Bollerwagens bleiben einige Millimeter Luft, dennoch klemmt die Siebdruckplatte. Bautenschutzmatte auf 80 x 40 cm zuschneiden und mittig auf die Siebdruckplatte legen.

10. Auslauföffnung des Tanks von außen mit einem Stufenbohrer ausbohren. Darauf achten, das Gewinde nicht zu beschädigen. Von innen mit Cutter entgraten. In den Deckel ein Loch zur Entlüftung (4 – 5 mm reichen) bohren. Bohrreste aus dem Tank aussaugen, damit sie beim ersten Gießen nicht in der Umwelt landen.


11. Die Fittings, Kugelhähne und Tüllen mit ausreichend Gewindedichtband umwickeln und zusammenfügen. So viel Dichtband verwenden, dass die Hähne in der richtigen Position (oben) fest sitzen und sich nicht verdrehen. Zudem darauf achten, dass die Hähne so eingebaut werden, dass sie nach der Montage am Tank noch zu öffnen sind und der Hebel des Hahns vom Tank weg zu drehen ist. Anschließend den vormontierten Verteiler mit Hähnen mit reichlich Gewindedichtband am Tank einschrauben. Auch hier darauf achten, dass die Verschraubung in der Position „oben“ fest sitzt und dicht ist. Nach der Montage den Tank mit etwa Wasser füllen und die Verrohrung auf Dichtigkeit prüfen.


12. Wenn alles dicht ist, den Tank auf die Bautenschutzmatte auf das Chassis setzen. Terrassen-Pads oder zugeschnittene Stücke der Bautenschutzmatte unter die Verrohrung legen. Den Tank mit drei Spanngurten provisorisch und leicht auf dem Chassis fixieren. Darauf achten, dass die Spanngurte nicht an den Stellen um die Tropfkante geführt werden, an denen kein Kantholz ist, da die Folie sonst reißt. Die Spanngurte kürzen, dabei ca. 25 cm Gurt überstehen lassen. Die Enden mit einem Feuerzeug veröden, um ein Ausfransen zu vermeiden.


13. Um ein Verbiegen der Kanthölzer beim Festzurren der Spanngurte zu vermeiden, unbedingt kleine Stücke aus Pappe oder Presspappe (Möbelrückwand), als Distanzstücke zwischen Kantholz und Grundplatte fügen – insbesondere dort, wo die Spanngurte um die Tropfkante führen.


14. Aus dem verbliebenen Stück der Bautenschutzmatte mit dem Cutter vier 5 cm breite Streifen à 80 cm Länge als umlaufenden Stoßdämpfer schneiden. Die Streifen sind an den Seiten 4 cm und an den Ecken als zusätzlicher Eckenschutz 5 cm hoch. Es ist also erforderlich, die Streifen, außer an den Ecken, noch mal um 1 cm schmaler zu schneiden. Am besten gelingt das, indem man die Matte mit einem Cutter mehrmals entlang eines Kantholzes als Lineals ritzt. Die Streifen, von den Seitenmitten beginnend, mit Karosseriescheiben M6 und Schrauben 3,5 x 20 an den Kanthölzern fixieren und um die Ecken führen. Darauf achten, dass man beim Fixieren nicht die Lücke trifft, in der kein Kantholz ist. Enden stumpf stoßen, Überstände bündig abschneiden.


15. Aus der Bautenschutzmatte drei kleine Stücke von 4 x 8 cm schneiden und unter die Ratschen der Spanngurte klemmen, um Beschädigungen am Tank zu vermeiden. Die Ratschen dabei so anordnen, dass sie sich an der obereren Kante des Tanks und oberhalb der höchsten Wasserline befinden und die Hebel nach oben zeigen, damit sie als Halter für die Schläuche dienen. Vor dem Festzurren, prüfen, dass die Gurte nicht durch die Lücken der Tropfkante ohne Kantholz führen und dass sich an der Stelle des Gurtumlaufs Distanzstücke zwischen Kantholz und Grundplatte des Bollerwagens befinden. Gurte sollten so straff sein, dass der Tank nicht verrutscht, aber nicht so straff, dass sich der Tank verformt.

16. Schlauchstücke à 2 und 3 m zuschneiden, über die Schlauchtüllen führen und mit Schlauchschellen fixieren. Darauf achten, dass sich die Schneckenschrauben leicht schräg unter der Tülle befinden, damit bei der Benutzung der Hähne keine Verletzungsgefahr besteht und Wasser durch die Schneckenschraube ablaufen kann.


17. Fittings mit zwei über kreuz laufenden Spanngurten festzurren. Ratschen unterhalb der Grundplatte positionieren. Gurte kürzen und veröden. Die Fittings sollten fest auf der Siebdruckplatte aufliegen und sich bei der Bedienung der Hähne nicht verdrehen. Auch hier darauf achten, dass sich Distanzstücke aus Presspappe zwischen Kantholz und Grundplatte befinden.


18. Hähne schließen, Tank vollständig mit Wasser füllen und eine Probefahrt über unebenem Gelände, Bordsteine etc. machen. Sicherstellen, dass der Tank nicht verrutscht oder der Wagen umkippt. Spanngurte ggf. nachziehen. Auch die Lenkung voll (90 ° links oder rechts) einschlagen, um zu prüfen, dass der Wagen nicht umkippt. Fertig. Jetzt Bäume gießen und Wassergabe in der Gieß-App eintragen.


19. Im waagerechten Stand und bei vollständig geöffneten Hähnen bleiben ca. 5 l Rest im Tank. Das ist unkritisch. Entweder hebt man den Wagen zum Rest Enleeren an oder man baut eine Resterampe, auf die man den Wagen zum vollständigen Entleeren zieht.



Donnerstag, 8. Juni 2017

VW verklagen

Amtsgerichte entscheiden immer häufiger zugunsten geschädigter VW-Diesel-Kunden, siehe hier und da . Anfang des Jahres hat ein Landgericht einen Händler sogar dazu verdonnert, den mangelhaften Diesel eines klagenden Kunden gegen einen Neu(!)wagen zu tauschen. Besonders interessant: Jetzt lassen sogar die Oberlandesgerichte in Verfahren um Prozesskosten durchblicken, dass sie auf
Kundenseite stehen. So entschied das OLG München im März, dass ein VW-Händler die Verfahrenskosten zu tragen hat:

Es gebe keinen Zweifel, dass der Golf mit der Prüfstandsoftware mangelhaft sei. Diese Mangelhaftigkeit begründet das OLG mit der Gefahr, dass die Betriebserlaubnis erlöschen könne. Daran ändere auch das laufende Software-Update zunächst nichts. Diese Aktion sei als Rückruf wegen eines Mangels zu werten und nicht als Aktion aus Kulanz. Quelle

Seltsam: In den USA kosten die Umrüstungen ~1.000 USD pro Auto, hierzulande werden die Abgase durch ein kleines Plastikteil von < 1 EUR und einem Software-Update (aber angeblich keine negativen Auswirkungen haben soll) sauberer. Warum hat man das dann nicht vorher schon gemacht?

Was aber kaum einer weiß: Mit der Umrüstung ist der Fall für VW erledigt, da ein Gewährleistungsverzicht unterzeichnet werden muss, VW jegliche Garantie ablehnt und damit aus der Sache raus ist. Und wer wartet, erhält entweder ab Juli 2017 keine TÜV-Plakette mehr oder wird 2018 von der Verjährung überrascht und hat keine Ansprüche mehr (siehe auch hier). Ein feiner juristischer Trick, mit dem VW seinen Kunden die Wahl zwischen Cholera und Pest überlässt und sich sämtlichen Schadensansprüchen entzieht. Den Schaden (Fahrverbot, Fahrzeugstilllegung, Wertverlust) hat der Kunde. Kein Wunder also, dass Anwälte meinen: Klagen, noch dieses Jahr!

Samstag, 8. April 2017

Diesel hat keinen CO₂-Vorteil mehr gegenüber Benziner

Der Diesel wurde bisher gerne als sehr effizient und als unverzichtbar bei der Einhaltung von CO₂-Vorgaben proklamiert. Verfechter des Diesels sprechen von Wirkungsgraden jenseits der 30 %. Das mag im Volllastbereich unter optimalen Bedingungen zutreffen, angesichts der Tatsache, dass die Motoren immer größer werden und daher immer seltener mit Volllast und nie unter idealen Bedingungen gefahren werden, lässt sie das wesentlich ineffizienter dastehen, als viele glauben. Autos mit Verbrennungsmotoren sind fahrende Heizungen, da mehr als 85 % der Energie im Tank ungenutzt in die Umwelt verpuffen. Horst Lüning hat das schon vor Jahren detailliert vorgerechnet:



Ich habe meinen eigenen Vergleich anstellt. Mittels spritmonitor.de habe ich mir ein gängiges Fahrzeug, welches bereits seit Jahren hergestellt wird und sowohl als Diesel als auch als Benziner verfügbar ist, herangezogen:

  • VW Golf
  • Baujahre 1990 bis 2016
  • 100 bis 150 PS
  • Schaltgetriebe
  • mindestens 1.500 km eingetragene Fahrleistung
Nun habe ich mir je Baujahr Zahl der PKW und deren Durchschnittsverbrauch aus [1] in einer Tabelle notiert. Von 1990 bis 1996 liegt die Zahl der erfassten Benziner im unteren einstelligen Bereich. Diesel sind teilweise gar keine erfasst, sodass ein Vergleich erst ab 1997 wirklich aussagekräftig ist. In meinen folgenden Ausführungen werden also die vergangenen 20 Jahre betrachtet. Die Diagramme basieren also auf realen Verbrauchswerten. Die Linien stellen jeweils einen gleitenden  Durchschnitt über 5 Einzelwerte dar. Absolute Werte sind an der linken Ordinate abgetragen, relative an der rechten. Blau ist immer der Benziner, rot der Diesel, grün das äquivalente Elektroauto. Gelb wird das Verhältnis von Diesel zu Benziner oder umgekehrt dargestellt. 

Spritverbrauch


Es fällt auf, dass der Dieselverbrauch der Modelle der vergangenen 20 Jahre nahezu unverändert bei um die 5,7 l pro 100 km liegt, während der Benzinverbrauch von ca. 8,3 auf 6,5 l um ca. 19 % gesunken ist. Ich meine, der Diesel ist "zuendeentwickelt", während beim Benziner durchschnittlich 1 % Ersparnis pro Jahr erreicht wurde.

Jetzt höre ich schon wieder die Kritiker: Aber der Diesel ist trotzdem ökologischer und sparsamer, denn er verbraucht ja weniger Liter. Schauen wir's uns an:

CO₂-Bilanz

  • bei der Verbrennung von 1 Liter Benzin entstehen 2,33 kg CO2
  • bei der Verbrennung von 1 Liter Diesel entstehen 2,64 kg CO2
Aha, also erzeugt 1 Liter Diesel sogar mehr CO₂ als Benzin. Kombiniert mit dem Verbrauch ergibt sich folgender Ausstoß pro gefahrenem km:


Hier sieht man, sehr schön, dass der CO2-Ausstoß des Diesels seit 20 Jahren konstant bei ca. 150 g/km liegt, während der Benziner seinen Ausstoß von 200 auf unter 160 g/km reduziert hat. Ok, der Diesel liegt noch leicht vorn, doch der Vorteil ist im Jahr 2016 auf unter 4 % geschrumpft. Ich habe das Verhältnis von Diesel zu Benziner als gelbe Linie dargestellt. Man sieht, dass sie gegen 100 % geht.

Zusätzlich habe ich mit der grünen Linie den Ausstoß eines Elektrofahrzeugs mit 16,6 kWh/100 km Stromverbrauch aufgetragen, wenn der Strom aus dem aktuellen, deutschen Strommix mit 535 g CO2 je kWh erzeugt wird. Das Elektroauto erzeugt dabei ca 90 g je km, ist also immer noch fast doppelt so gut wie jeder Verbrenner. Erzeugt man den Strom regenerativ, verbessert sich die Bilanz weiter.

Sowohl bei den Verbrennern als auch bei den Elektroautos habe ich der Einfachheit halber die Lieferketten außer Acht gelassen. Würde man diese einbeziehen, würde sich bei allen Antriebsarten die Bilanz verschlechtern - irgendwie muss die Energie von der Quelle ins Auto. Dabei entstehen natürlich weiterhin teils massive Verluste.

Aber der Diesel ist doch so effizient...

Energiebilanz

Naja, er ist immer noch etwas effizienter als der Benziner, gemessen an einem Elektroauto jedoch ein absoluter Verschwender:



Wie schon geschrieben hat der Benziner in den letzten Jahren deutlich aufgeholt, sicher nicht zuletzt dank Direkteinspritzung und Downsizing. Er hat ihn fast eingeholt und der Stromer ist in jedem Fall mindestens 3x so effizient, da er mit nur 30 % der Energie das selbe (und dazu mit mehr Fahrspaß und weniger Ausstoß) erreicht. Oder bildlich gesprochen: Ein Tesla Model S mit 85 kWh-Akku braucht für die erzielbaren 500 km das Äquivalent von 8,7 l Diesel, was einem Verbrauch von 1,7 l auf 100 km entspricht. Und da sollen 5,7 l Diesel auf 100 km effizient sein? Lol.

Weshalb der reine Liter-Vergleich von Diesel und Benzin unsinnig ist, zeigt ein weiterer Vergleich:
  • 1 Liter Benzin enthält 9.3 kWh Energie
  • 1 Liter Diesel enthält 9,8 kWh Energie
Wir haben also gelernt: Der bloße Spritverbrauch pro 100 km ist, richtig, nichts sagend!

Aber Diesel ist doch viel günstiger als Benzin.

Spritpreis

Ja, ist er. Noch. Und nur in Deutschland. Ich kenne kein anderes Land, in dem Diesel weniger kostet als Benzin. Würde man ihn nach Energiegehalt bezahlen, wäre Diesel sogar teurer als Benzin. Und: Der Preisvorteil ist in den letzten Jahren von 25 % gegenüber Benzin teilweise auf bis zu 10 % geschrumpft.
Mein Tipp: In der nächsten Legislaturperiode (also nach der Wahl) wird der Preisvorteil des Diesels beschnitten. Was die Politik nach Dieselgate tut, ist auch widersprüchlich: In den 70er Jahren gab sie dem Diesel durch Steuererleichterungen einen Vorteil, nun dämmt sie diesen mit Fahrverboten wieder ein. Wieso Diesel nicht wie Benzin besteuern (oder nach Energiegehalt oder CO2-Ausstoß) und das Problem Stickoxid/Feinstaub ist vom Tisch?

Energiepreis

Um die Treibstoffkosten von Verbrennern mit Elektroautos vergleichen zu können, beziehen wir die Preise von Diesel und Benzin auf die kWh und schauen uns die Preisentwicklung des Stroms an:


Strom ist, energetisch betrachtet fast doppelt so teuer wie fossile Brennstoffe, was sicher auch daran liegt, das Strom eine höhere Energieform ist, die flexibel genutzt, umgewandelt und gespeichert werden kann. Ausschlaggebend für den Preis von bis zu 30 ct/kWh Strom dürfte nicht zu letzt die EEG-Umlage sein. Überhaupt, warum zahle ich EEG-Umlage auf meinen selbst verbrauchten Ökostrom vom Dach, Autofahrer fossil getriebener Mobile aber nicht auf ihren Treibstoff, welcher, unser Klima belastet? Aber das ist ein anderes Thema.

Treibstoffkosten pro km

Kombiniert man Spritverbrauch und Energiekosten, erhält man den Preis, den ein gefahrener Kilometer kostet:


Auf Grund der Reduktion des Benzinverbrauchs und dem sinkenden Preisvorteil von Diesel hat sich das Verhältnis von Diesel zu Benziner von 50 % auf über 70 % zu Gunsten des Benziners verschoben. Trotz des hohen Strompreises bleibt der gefahrene km mit ca. 5 ct gemessen am aktuellen, deutschen Strommix auf Grund des sehr hohen Wirkungsgrades deutlich unter den Preisen der Verbrenner.

Wer mag kann meine Berechnungen prüfen, indem er sich das LibreOffice-Calc-Dokument herunterlädt.

Fazit

Der Diesel hat deutlich an Attraktivität verloren, sowohl preislich als auch ökologisch. Der Benziner hat aufgeholt. Der Diesel wird im PKW noch vor dem Benziner an Bedeutung verlieren. Nicht zu letzt wegen der höheren Komplexität (höhere Verdichtung, höherer Drücke, höhere Temperaturen, höherer Verschleiß) und des nicht gelösten Feinstaubproblems.

Alle Autos belasten die Umwelt, das eine mehr und das andere noch mehr ;-) Am ökologischsten und günstigsten ist jeder Kilometer, der gar nicht oder mit dem Fahrrad gefahren wird.